Der Blaue Flieder – Syringa vulgaris ’Wedgwood Blue’

Jeder kennt wohl den Flieder. In Luxemburg gehört das herrlich duftende Gehölz seit Generationen zu den bekanntesten Pflanzen; viele haben mindestens einen Flieder im Garten.

Ist er nicht eigentlich heimisch bei uns?

 

Das könnte man meinen, aber tatsächlich ist die Heimat des Gartenflieders Südosteuropa
(etwa der Balkan und Rumänien). Seit Jahrhunderten wird der Flieder, der auf Luxemburgisch meist „Neelchesbam“ wegen der kleinen, nagelartigen Früchte genannt wird, bei uns in den Gärten gepflanzt und früh wurden erste Sorten selektiert.

Vor etwa 100 Jahren war der Flieder eine „Trendpflanze“; große Baumschulen hatten über 100 Sorten im Angebot, wobei vor allem die französische Baumschule Lemoine aus Nancy und die Baumschule Späth aus Berlin auch mit eigenen Züchtungen führend in der Welt waren.

 

Unsere alten bekannten Sorten stammen meist aus dieser Zeit. Etwa ab den 1940er Jahren und bis vor kurzem galt der Flieder aber als „altbacken“ und als „Bopi- Strauch“ (wie meine Schüler sagen würden). Momentan erlebt der Flieder eine Renaissance. Neben den bewährten alten Sorten gibt es viele Neuzüchtungen, die sehr blütenreich sind, kompakter wachsen und besondere Blütenfarben aufweisen. Viele der neuen Sorten kommen aus Russland, wo in den letzten Jahrzehnten intensiv mit „Syringa vulgaris“gezüchtet wurde.

 

Aus England stammt eine bereits vor rund 40 Jahren entstandene Sorte, die zum Sortiment der seltenen „Blauen Blumen“ gezählt werden darf – die Sorte „Wedgwood Blue“, die einfach umwerfend schön ist, dazu gut duftet, kompakt bleibt … die Farbe ist ein helles Blau, auf Fotos nur schwer zu fassen und dem wirklichen Farbton nicht gerecht werdend.

 

Sie wird, wie die meisten Edelflieder heute, im Labor „in vitro“ vermehrt, was bedeutet, dass sie durch Mikrostecklinge vermehrt wird und damit „auf der eigenen Wurzel“ steht. Ein großer Vorteil, wenn man bedenkt, dass früher diese Edelflieder fast ausnahmslos auf normalen „Syringa vulgaris“ veredelt wurden, mit dem Ergebnis, dass die Unterlage jahrelang Schösslinge austrieb und manchmal die Edelsorte überwucherte.

Die jetzt erhältlichen Pflanzen zeigen diesen Nachteil nicht – sie bleiben meist kompakter, können dennoch von Zeit zu Zeit stark zurückgeschnitten werden, und treiben aus der Basis auch wieder „echt“ aus. Gepflanzt werden kann der Edelflieder in allen Gartenböden, sofern diese nicht zu sauer sind oder zu Staunässe neigen. Um die reiche Blüte zu erhalten, sollten die abgeblühten Blütenstände bereits etwa eine Woche nach Verblühen der letzten Blüte entfernt werden.

 

Auch Schnittmaßnahmen sind jetzt im Herbst günstig, dann kann der Neuaustrieb noch Blüten für das nächste Jahr ausbilden. Kompaktere Sorten wie „Wedgwood Blue“ können auch gut in größeren Kübeln gehalten werden. Dort bleiben sie bei richtiger Pflege und regelmäßiger Düngung, etwa mit Hornspänen, jahrelang gesund und bilden viele Blüten aus.

 

Wer noch keinen Flieder im Garten hat, dem sei diese blaue „Wedgwood Blue“ empfohlen. Dazu vielleicht dann noch die eine oder andere der neueren Sorten, die auch bei uns im Handel erhältlich sind, und fertig ist die wundervolle Duftecke, in der man an lauen Abenden im Mai seinen Gartenstuhl aufstellt und glücklich ist!

 

Text und Fotos: Eike Jablonski (LTA)

 

 

 

 

 

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