Die Chinesische Trauer-Weide, Salix babylonica var. pekinense ‚Pendula‘

Bemerkenswerte Pflanzen in der Ackerbauschule (59)

 

Exemplar vor dem Diekircher Bahnhof, das dem verheerenden Sturm im Sommer 2014 zum Opfer fiel.

Für den Garten sind diese Weiden zu starkwüchsig; es gibt aber, fast unbemerkt von Landschaftsgärtnern und Pflanzenverwendern, eine viel grazilere und wundervolle „Chinesische Hänge-Weide“ mit dem etwas umständlichen botanischen Namen Salix babylonica var. pekinense „Pendula“.

 

Ursprünglich aus China stammend, wurde diese Sorte schon sehr früh, vor mehr als 1 000 Jahren, entlang den alten Handelswegen wie etwa der Seidenstraße, die sich häufig auch entlang von Flüssen zogen, angepflanzt. Der große schwedische Botaniker Linné dachte, diese Weide wäre dort im biblischen Zweistromland heimisch und benannte sie 1753 mit dem Artennamen „babylonica“, aus Babylon stammend, wobei er sich auf den 137. Psalm der Bibel bezog, in dem von Weiden gesäumten Ufern der Flüsse in Babel die Rede ist.

In England erzählt man sich die Einführungsgeschichte dieser Weide folgendermaßen: Um das Jahr 1750 herum bekam Lady Suffolk einen Weidenkorb voller Feigen aus Smyrna (dem heutigen Izmir in der Türkei) über Spanien nach England gesandt; ihr Nachbar, der Poet Alexander Pope, war zufällig anwesend und entdeckte, dass einzelne Zweige der „Verpackung“ noch grün waren. Er steckte sie auf seinem Landgut in den feuchten Boden, und einige der so einfach zu vermehrenden Weiden wuchsen an.

 

Die Chinesische Hänge-Weide ist bei uns völlig winterhart und resistenter gegen Trockenheit als unsere große, bekannte Trauer-Weide. Sie wirkt durch die langen, dünnen, herabhängenden Triebe viel zierlicher; die Herbstfärbung ist gold-gelb, und entzückend ist der Winteraspekt, wenn sich bei Raureif die Schönheit des Geästes offenbart. In 15 Jahren erreicht diese Weide 4-5 Meter Höhe, damit kann sie also auch in größeren Gärten, etwa am Teichrand, gepflanzt werden. Vielleicht nutzt man dann die langen dünnen Triebe auch einmal zum Festbinden von Stauden im Garten oder für sonstige Zwecke?

 

Vor einigen Jahren hat eine Delegation von Schülern und Lehrern des LTA anlässlich eines Besuches des Mahn- und Ehrenmales des Konzentrationslagers Sachsenhausen eine solche Chinesische Hänge-Weide, die in der Ackerbauschule vermehrt wurde, dort zum Andenken gepflanzt, und ein weiteres Exemplar in Diekirch entlang des rechtsseitigen Sauer-Pfades.

 

Text und Fotos:

Eike Jablonski (LTA)

 

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