Baumscheiben, ein Thema für sich

Da pflanzt man einen Baum in seinen Garten oder vor die Haustür, ist richtig zufrieden mit seiner Leistung, aber früher oder später sticht einem der Platz um den Baumstamm ins Auge. Natürlich sucht man erst einmal nach Inspiration. Was könnte man mit dieser fast unendlich wirkenden Leere anstellen?

Der Blick fällt unweigerlich zunächst mal in Nachbars Garten. Der eine probiert es mit Rasen, der unter dem Baum etwas lichter ist, eventuell auch weniger grün. Der nächste Nachbar hat die Baumscheiben eingefasst, das ist vor allem beim Rasenmähen praktisch, so werden die Wurzeln nicht verletzt. Der übernächste Nachbar dekoriert mit den neuesten Figuren aus Ton, Metall oder Holz.

Der Blick wandert weiter zu den Baumscheiben im öffentlichen Freiraum. Hier stapelt sich entweder der Rindenmulch ins Unendliche, doch die Distel findet mutig ihren Weg hinaus ins Licht. Oder man sieht in wirklich jeder Gemeinde die immer gleichen Pflanzen, so, als ob gerade Cotoneaster, Potentilla oder Lonicera im Sonderangebot gewesen wären.

Damit eine Bepflanzung der Baumscheibe gelingt, sollte diese zunächst mal freigeräumt werden von Verunreinigungen und unerwünschten Beikräutern. Vorsichtig sollte probiert werden, den Boden zu lockern, damit man die Wurzeln des Baumes nicht beschädigt. Ideal ist, wenn man die Löcher zwischen den Wurzeln findet, denn hier fassen die neuen Pflanzen am besten Fuß.

Anschließend sollte etwas Pflanzenerde ausgebracht und die neuen Pflanzen in die Löcher gesetzt werden. Natürlich darf das Gießen nicht vergessen werden. In unmittelbarer Nähe zum Baumstamm hin sollte man gut 20 Zentimeter frei lassen und auch keinen frischen Boden aufschütten, das verträgt der Baum weniger gut.

 

Unter einem Baum herrschen ganz eigene Verhältnisse, entweder ist es recht trocken und schattig, zum Kronenrand hin aber wieder sonniger und etwas feuchter.

Die Pflanzen stehen in Konkurrenz zum Baum, was Wasser und Nährstoffe anbelangt und nicht jeder Baum eignet sich zum Unterpflanzen. Birken, Spitzahorn und Platanen sind Flachwurzler, und kaum eine Pflanze kommt gegen diese an. Andere Bäume wie beispielsweise die Walnuss verhindern mit Hilfe von ätherischen Ölen in ihren Blättern, dass andere Pflanzen unter ihrer Krone wachsen.

Gut geeignet für die Unterpflanzung von Bäumen sind Pflanzen für den Schatten und Halbschatten. Sehr gut passen beispielsweise der Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) oder die Golderdbeere (Waldsteinia geoides). Aber auch zum Kronenrand hin Funkien (Hosta), Purpur Glöckchen (Heuchera), Sterndolden (Astrantia major), Fingerhut (Digitalis purpurea), Taubnessel (Lamium maculatum), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Tränendes Herz (Dicentra spectabilis) und noch viele mehr. Und siehe da, mit der richtigen Pflanzenauswahl und etwas Feingefühl bei der Pflanzung kann man die Baumscheiben durchaus etwas beleben. Dies tut nicht nur dem Betrachter gut, sondern wirkt sich auch auf den Boden und den Baum positiv aus, denn der Boden wird besser durchlüftet und die Bildung von Mikroorganismen wird gefördert.

 

Dipl.-Ing. der Landschaftsarchitektur

Nadine Weirich

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