Einmal „Grasgrün“ bitte

Die Philosophie zahlreicher Gärtner und Pflanzenzüchter ist es, nur jene Pflanzen zu kultivieren, die auch in unseren Breitengraden wachsen. Dattelpalmen, Zitronen und Orangenbäume, Kaffeestauden, Mangos und auch Kakaobaum und Kaktus vertragen unser Klima einfach nicht. Es ist ihnen entweder zu kalt, zu nass oder alles zusammen. Aber leider bleiben exotische Früchte exotisch und können im Urlaub oder in zahlreichen botanischen Gärten in den riesigen Gewächshäusern bestaunt werden.

Pflanzt man exotische Pflanzen an, so muss man sich bewusst sein, dass dies die Kosten und den Arbeitsaufwand erheblich steigert. Aber wir sind nicht die Einzigen, die lernen müssen, auf gewisse Dinge zu verzichten. Auch in anderen, fernen Ländern ergeht es den Gärtnern ähnlich. Gewisse Bundesstaten der USA, wie beispielsweise Kalifornien, werden des Öfteren von Dürreperioden geplagt. So manch einer sieht das typische Bild der amerikanischen Vorstädte mit den ausgedehnten Rasenflächen vor den Häusern in Gefahr. Steigende Wasserpreise, anhaltende Dürreperioden, Zeitmangel und nervige Bürgerinitiativen für den Erhalt der Rasenflächen sitzen so manchem im Nacken. Doch viele können es sich nicht mehr leisten, den Rasen zu gießen.

Gott sei Dank macht Not erfinderisch, und eine neue Marktlücke hat sich hier aufgetan. Nämlich die, dürre Rasenflächen einfach mit Farbe anzusprühen. Der Rasen wird im Nu wieder saftig grün. Natürlich wächst der Rasen weiter und der Zuwuchs sieht dann so unschön aus wie jener bei gefärbten Haaren. Es ist ein Unterschied zu erkennen und ein Nachfärben wird unvermeidbar, wenn man nicht zum Rasenmäher greifen will.

Mittlerweile bieten die Gärtner bereits unterschiedliche Farbnuancen an, manche setzen die Weihnachtsdekoration oder das Frühlingserwachen besser in Szene und wer will nicht die neueste Trendfarbe als einer der Ersten aufsprühen lassen? Nach einem Sommer wie diesem erscheint einem das Färben vom Rasen wirklich unglaublich verlockend. Eine Grillparty im saftig grünen Rasen, während die Nachbarn über Heufarben und braun-gelbe Stoppeln nicht mehr aufhören zu jammern. Natürlich sagt die Werbung, dass die Farbe nicht schädlich ist für den Boden, die Tiere oder auch die Menschen. Aber vermutlich gilt es auch hier, eher die vorsichtige Schiene zu fahren, dass es so lange als unschädlich gilt, wie nicht das Gegenteil bewiesen ist.

Das Übertünchen von Problemen ist jedenfalls langfristig keine gute Lösung. Hält die Dürreperiode zu lange an, dann vertrocknet der Rasen trotzdem irgendwann. Es muss eine längerfristige und nachhaltigere Lösung her, und so scheint in einigen Teilen der USA ein Umdenken stattzufinden. Manche Wasserwerke werben für das Anlegen von Kakteengärten, die Verwendung von einheimischen und trockenheitsresistenten Pflanzen oder Präriegärten, was mancherorts sogar mit Prämien zusätzlich gefördert wird. Wer weiß, vielleicht wandelt sich irgendwann das typische Bild der amerikanischen Vorstädte und es wird bunter und weniger einheitlich.

Dipl.-Ing. der Landschaftsarchitektur

Nadine Weirich

 

 

 

 

 

 

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