Birnbäume muss man verwöhnen

Weinklima wäre das Beste. Birnbäume wollen verwöhnt werden und das nicht zu knapp. Man kann sie nicht mit Apfelbäumen auf eine Stufe stellen.

Das hat mit ihrer Herkunft aus warmen Ländern zu tun. Die Griechen und Römer kannten die Birnen und schätzten Kultursorten, die denn auch mit den Römern nach Deutschland kamen, deren Anbau hier jedoch keineswegs mit Apfelanbau vergleichbar war.

Die Römer wussten sehr wohl, wo jenseits der Alpen in Europa Umweltbedingungen herrschten, die Menschen, Tiere und Pflanzen fordern. Sie fanden schnell heraus, dass dies in Südfrankreich der Fall war. Da wuchsen Weinreben prächtig und Birnbäume ebenso. Aber Gutes kann ja durchaus noch besser werden, bei Pflanzen mit entsprechender Züchtung. Die kam in Frankreich bei Birnen vom 17. Jh. an richtig in Gang. Im 18. und 19. Jh. übernahmen die Belgier das Geschäft. Aus diesem Zeitraum stammen praktisch alle edlen Tafelbirnen, die so unvergleichlich süß und nach Sonne, Licht, milden, fast frostfreien Wintern schmecken.

Das muss man sich vor Augen führen, wenn man plant, einen Birnbaum zu pflanzen und die Sortenwahl ansteht. Soll es eine edle Tafelbirne sein, prüfe man, ob annähernd Weinklima gegeben ist, dazu tiefgründiger, warmer, nährstoffreicher Boden. Ist das nicht der Fall und man pflanzt trotzdem, geht der Baum nicht gänzlich zugrunde, aber seinen Früchten schmeckt man an, dass es nicht ausreicht, was der Standort ihm bietet. Nicht süß und schmelzend, sondern hart und rübig. Die Enttäuschung ist groß. Der nachdrückliche Hinweis auf das Weinklima schließt die Birnbaumkultur im hier üblichen Klima nicht aus. Man muss eben nur die richtigen Sorten wählen und dabei ein paar Abstriche machen bezüglich saftiger Süße und dergleichen.

Es gibt genug Sorten, die weniger anspruchsvoll sind und deren Früchte bei entsprechendem Standort und sorgsamer Pflege gut schmecken. Das sind vor allem frühe Sorten, die rechtzeitig reifen, etwa bis Mitte September pflückreif sind wie „Köstliche aus Charneu“, „Frühe aus Trevoux“, „Gellerts Butterbirne“, „Stuttgarter Geißhirtle“, „Gute Graue“ und nicht zu vergessen Lokalsorten, die sich in bestimmten Gebieten bewährten und die man unbedingt im Auge behalten sollte. Als Baumformen werden heute hauptsächlich Busch- oder Spindelbusch auf Quittenunterlage gepflanzt, eventuell mit Zwischenveredlung, falls die betreffende Sorte unverträglich mit Quitten ist.

Ilse Jaehner

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